Fortsetung des Interviews mit Harald Siebler

Und nicht ohne die Manpower. Nicht ohne die Patenstädte. Es gab eine unglaubliche Unterstützung vor Ort und eine tolle Zusammenarbeit. Die Leute und die Städte wurden regelrecht mobilisiert, das war eine schöne Erfahrung. Und bei der Herausbringung wird es uns hoffentlich gelingen, mit den Partnerstädten zu-sammen zu feiern, dass wir es geschafft haben, dieses Projekt zu realisieren.

Das war eine Tournee quer durch Deutschland. Schon in der Vorbereitung bin ich von Stadt zu Stadt gefahren und hab mit den Bürgermeistern geredet. Dann haben wir Ende April 2005 angefangen und bis Juni 8 Episoden gedreht. Das muss man sich mal vorstellen: in jeder Stadt ein eigenes Team, immer neue Leute. Natürlich gab es auch Überschneidungen, denn einige Leute haben gesagt, dass sie länger dabei sein wollten, obwohl es kein Geld zu verdienen gab.

Klar, ein paar Leute mussten bezahlt werden, weil sie nicht ein Jahr oder zwei oder noch länger vom puren Idealismus leben können. Ein Tag oder ein Monat, das war nie das Thema. Alle haben einen „Einheits-Ehrengroschen“ gekriegt, den sie zurückgestellt haben, was aber mit Gage überhaupt nichts zu tun hat. Es gab Förderer die sagten: „Dann lassen Sie sie doch gleich ganz weg, das kann ja doch nie bezahlt werden“. So was muss man sich anhören. Wenn wir die normalen Gagen rein geschrieben hätten, dann wäre das natürlich utopisch, aber den „Einheits-Ehrengroschen“, den können wir nach der Auswertung schaffen. Das ist realistisch.

Da hat man noch mal ein ganz anderes Gefühl, glaube ich. Ganz, ganz viele haben aber gesagt: Hiermit muss ich kein Geld verdienen. Es gibt auch Leute, die das alles so akzeptiert haben, es hinterher aber doch wieder anders wollten. Aber bei der Vielfalt der Leute ist so was nicht auszuschließen. Dabei ist das ja ein Projekt unter ganz eigenen Bedingungen, die hier geprägt werden, ein Kunstprojekt und kein in erster Linie kommerzielles. Wenn es doch kommerziell werden sollte, dann Bravo! Dann werden alle bezahlt, inklusive der Leute, die hier Geld investiert haben und der Förderer, und alle sind nachher auf Null. Das wäre natürlich das Beste und an mehr will ich erst mal gar nicht denken. Das ist schon ein sehr hoch gestecktes Ziel.

Ich bin Zehntausende von Kilometern durch die Republik gedüst, um das Ganze vorzubereiten und durchzuführen. Ohne Skoda und BMW, mit meiner alten Karre, wäre auch das nicht gegangen. Zu 80% arbeiteten wir mit Praktikanten, die meistens nur für zwei, drei Monate da waren. Einige haben sich entschlossen zu bleiben, einer sogar für zwei Jahre, der ist mittlerweile natürlich fit. Aber es sind keine Leute mit viel Erfahrung, die das Projekt hier gemacht haben, sondern ganz im Gegenteil, die haben zwar schon hin und wieder was gemacht beim Film, aber so ein Projekt schon gar nicht, das hat ja überhaupt noch keiner gemacht. Auch das gilt es mal zu bedenken: Fünf Leute haben dieses Riesenprojekt organisiert, mit am Ende über 1.000 Beteiligten! Natürlich kamen ganz viele für einen Tag oder für zwei Wochen dazu, allenfalls mal für drei Monate. Aber dann verliert sich das wieder und fängt von vorne an. Natürlich braucht man auch Profis.

Ich habe eine tolle Filmgeschäftsführerin, aber die hat auch irgendwann mal gesagt: „Wenn ich das vorher gewusst hätte…!“ Unsere Beleuchter waren nur Spitzenkräfte mit großer Praxiserfahrung, das war schon aus Sicherheitsgründen notwendig und aus zeitlichen Gründen, weil sie einfach schneller sind. Genau so die Kameraleute, und das sieht man dem Film auch an. In anderen Bereichen haben wir vielen neuen Leuten eine Chance gegeben.

Was die Schauspieler angeht: Ein toller Cast. Anja Dihrberg hat alle gecastet. Namhafte Leute haben wir überzeugt und gekriegt, aber auch wunderbare Neuentdeckungen und auch ganz neue Sichtweisen auf bekannte Schauspieler. Sehr glücklich bin ich auch mit der Musik von FM Einheit, auch kein Unbekannter, und seine Fähigkeit, in einem Bogen zu denken, obwohl es sich um viele Einzelteile handelt. Auch der Abspann ist einfach ein Juwel. Was Philipp da in der kurzen Zeit geleistet hat, das hat mich vollkommen überzeugt. Super.

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