Artikel 12. Freie Wahl des Berufes, des Arbeitsplatzes und der Berufsstätte
- Kein Arbeitszwang


Artikel 12 a. Wehrdienst und andere Dienstverpflichtungen

„Der Traumjob“

Christine Repond:

„Wie frei sind wir in unserer Berufswahl wirklich? - Nichts ist verbrieft, nichts selbst­verständlich. Eine Angstsituation, die Tausende Arbeitssuchende jeden Tag durchleben: Das Bewer­bungsgespräch.

In Bäckereien, Banken, Supermärkten, Arztpraxen finden tagtäglich Bewerbungs­verfahren statt. Bewerber liefern sich einem Personalchef aus und müssen sich vor Ort behaupten und verkaufen. Als Arbeitssuchende sind sie Prostituierte der Situation.

Letztendlich nicht viel anders als an jenen Orten, die moralisch noch immer als sittenwidrig und gesellschaftsverderbend gelten, wirtschaftlich aber als veritable Unternehmen bewertet und selbstverständlich voll besteuert werden.

Zu Beginn der Episode ist klar festgelegt wer gut, wer böse, wer mächtig ist und wer sich zu unterwerfen hat. Die Episode beginnt in einem friedlichen Ambiente. Zwei nichts ahnende, fröhliche Kinder spielen Himmel und Hölle. An ihnen geht Bewerberin Sina vor­bei und betritt ein Gebäude, in dem Kühlheit und die Spiele der Macht dominieren.

Sina bewirbt sich um einen Job. Um ihren Traumjob. Während des Bewerbungsgesprächs – das geradeso gut in einer Versicherung oder einer Bank abspielen könnte - spielt Sina das Spiel der Chefin bis zu einem bestimmten Punkt mit, prostituiert sich also, aber schafft es schließlich, die Machtsituation im Raum und somit im gesamten Film und der filmischen Welt zu verändern. Die geordnete Welt und deren festgelegte Werte werden durcheinander gebracht und sogar vertauscht. Die Label ‚gut und böse’, ‚Chef und Be­werber’, ‚Dominanz und Untergebenheit’ wechseln und es entsteht ein neues Weltbild. Am Ende des Bewerbungsgesprächs geht die Chefin sogar vor ihrer Bewerberin auf die Knie.

Diese Ambivalenz war mir in der Umsetzung von Artikel 12 wichtig. Wie auch Berufe im Wandel sind, und vor nicht allzu langer Zeit noch als sittenwidrig und offiziell verboten galten, dürfen sie heute in Deutschland als legale Dienstleistung ausgeübt werden. Ich arbeitete vor allem mit Kontrasten, Gegensätzen, die sich im Laufe des Films wandeln: Eine gute/böse Welt, Macht und Verfügbarkeit/Unterworfenheit, Moral und Skrupellosig­keit und mitten drin der Mensch mit all seinen Ängsten, Hoffnungen, Sehnsüchten und Abhängigkeiten.“

Geboren am 17.12.1981 in Basel, Schweiz

2001

Matur mit Schwerpunktfach Bildnerisches Gestalten im Gymnasium Muristalden in Bern, Schweiz

2002 - 2004 

Diverse Video- und Filmkurse an den Schulen für Gestaltung Bern und Basel, Schweiz

2004

Praktikum  (4 Monate) als Videojournalistin bei TeleBärn, Regionaler Fernsehsender in der Schweiz

2004 - 2006 

Studium an der Macromedia München, Akademie für neue Medien, Studiengang Film und Fernsehen

2007 Bachelorarbeit
   
Filmographie:
2003

Von der Saat zur Suppe, 20 min. Dokumentarfilm über den größten Berner Bauernhof, der Kürbisse züchtet. Konzept, Kamera, Regie und      Schnitt

2005 Punch Me, 10 min. Spielfilm. Kamera
2005 Toilets, 12 min. Spielfilm. Drehbuch und Regie
2005 Mit oder ohne, 2min. Spielfilm. Konzept und Regie
2006 Schmerzblatt, 30 min, TV-Satire, Drehbuch und Regie
2006 GG 19, Kino-Episodenfilm, Regie bei Episode 12
2006-2007 Freitags um 3, Regie bei abendfüllendem Dokumentarfilm für arte/ZDF